Leadership ist einer der Begriffe, die mit großer Unsicherheit und Unklarheit behaftet sind. Alle suchen Leadership – entweder Richtung geben oder Richtung gezeigt bekommen – aber im echten Leben ist sie faktisch nicht zu finden.
Boss oder Babysitter?
Auch in der Literatur pendelt man zwischen den Rollen als Boss oder als Babysitter. Sagen wo es lang geht, oder eben doch nur Wohlfühl-Coach. Und irgendwo dazwischen muss es doch liegen, richtig?
Wenn wir uns Steuerung von Systemen als Straße vorstellen, haben wir im Moment zwei Laternen: Den Boss oder den Babysitter. Und mit beiden sind wir nicht wirklich glücklich. Wo liegt denn die gute Lösung?
Was tatsächlich passiert ist, dass die meisten Menschen in der Praxis zwischen diesen beiden Polen oszillieren. Wenn es einfach ist, bin ich nett und möchte, dass sich alle wohlfühlen. Wenn es aber darauf ankommt – zum Beispiel Druck von oben kommt, die Zahlen nicht so sind, oder ich meinen Willen nicht bekomme – dann bin ich Boss und sage, wo es lang geht.
Das schafft die maximale Verunsicherung und Leadership ist dabei nie zu sehen. Und tatsächlich sind dann manche der echten Bosse beliebter, wenn sie klar sind und eine Richtung haben. Die Babysitter wirken schwach und hilflos.
Leadership nur ein Märchen?
Aber wo finde ich jetzt Leadership? Doch nur ein Märchen? Oder gibt es eben nur einen unter Millionen Menschen, die dieses Charisma haben und für uns andere bleibt nichts übrig, als zwischen Boss und Babysitter zu pendeln?
Es gibt diese Geschichte, in der bei Nacht ein Mann unter einer Laterne etwas sucht. Ein Freund kommt vorbei und fragt, ob er helfen kann. „Oh, ja gerne. Ich habe meinen Schlüssel verloren.“ Also suchen beide den Schlüssel. Aber erfolglos. Nach einer Weile fragt der Helfer den Ersten „Du bist dir sicher, dass du den Schlüssel hier verloren hast?“ „Oh nein, aber hier habe ich Licht.“
So kommt mir die Suche nach Leadership vor. Wir suchen dort, wo wir etwas sehen können. Und die Laterne symbolisiert unser Weltbild.
Wir kennen nur die Sicht, dass wir anderen Menschen sagen, was und wie sie es tun sollen. Durch unsere Erziehung sind wir so geprägt, dass wir, sobald wir steuern, andere wie Kinder behandeln. Und genau das ist das Problem.
Der erste Kern von Leadership ist, dass ich Menschen wie Menschen behandle. Also mündige Menschen.
Dazu muss ich beziehungsfähig und authentisch sein. Ich muss wissen, wer ich bin, bevor ich jemanden mitnehme. Also sollte ich auf der Deep Soft Skill-Ebene (der untere Teil vom Eisberg der Persönlichkeit) nicht völlig untrainiert sein. Wir haben das ja auch bei vielen populären und charismatischen „Leadern“ gesehen. Dass was sie sagen und als richtig erkannt haben, und das, was sie leben/gelebt haben, sind oft sehr unterschiedliche Dinge.
Das liegt oft daran, dass wir diese Dinge nur kognitiv lernen. Das bedeutet es bleibt im Neocortex hängen. Es geht nicht runter in den orangen Teil des Eisbergs. Limbi (das limbische System im Gehirn) wird nie aktiviert. Wir simulieren soziales Verhalten nur in unserem Neocortex. Wir lernen eine neue Rolle. Wir wissen, wann wir was tun müssen. Das wird nie echt sein und kostet unglaublich viel Kapazität und “Rechenzeit”.
Wie sieht dann Leadership nun aus und wo finde ich es?
Leadership ist eine ganz andere Straße. Es ist das Loslassen von Wie und Was, und der volle Fokus darauf, eine Richtung und einen Grund zu geben. Das ist tatsächlich ein Skill. Eine Menge von Skills.
Und ja, ich muss dazu authentisch und glaubwürdig sein. Leadership ist keine Rolle, sondern funktioniert auf der menschlichen Basis. Von Limbi zu Limbi sozusagen. Dazu muss ich die Welt des Neocortex verlassen und mich auf mein ganzes Gehirn einlassen. Auch den Teil, der immer unterdrückt wurde.
Das macht es schwer greifbar, wenn ich in der maschinellen und operativen Welt stecke; wenn ich alles industrialisieren möchte.
Leadership ist echt und innen
– von Limbi zu Limbi
Leadership braucht die Begegnung zwischen Menschen und eine starke Vision, einen starken Purpose.
Je stärker mein Purpose und je stärker meine Authentizität, desto stärker bin ich im Leadership. So mehr Menschen werden mir aus Überzeugung folgen. Und ich weiß, warum sie mir folgen. Da muss ich keine Zweifel haben.
Es wird nicht Angst oder Abhängigkeit sein, sondern Überzeugung. Und deswegen muss ich mir auch keine Sorgen machen, ob sie ihren Beitrag leisten. Wenn ich klar war, dann werden sie alles menschenmögliche tun, um die Vision Realität werden zu lassen.
Das ist die Magie von Leadership, dass es auf lange Sicht so viel weniger Aufwand ist und ich die besten Lösungen bekomme. Die besten Ideen, die dem Kunden (der Welt, dem System) am meisten bringen und am wenigsten kosten. Auch was Folgekosten angeht.
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