Beziehungs-Typen verstehen

Warum reden wir über Beziehungen? Weil wir verstehen müssen, warum wir zusammen, nebeneinander, einsam oder verloren sind.

An den Beziehungs-Typen können wir etwas über uns lernen. Sie zeigen unseren inneren Zustand. Sie sind der einfachste magische Spiegel, der uns unsere Seele zeigt. Und ein Spiegel bewertet oder urteilt nie. Aber er verbiegt sich auch nicht. Spiegel zeigen nur die Wahrheit. Und danach können wir entscheiden, ob wir so bleiben, oder uns waschen oder was richten.

Also leben wir Begegnung oder Benutzung? Stecken wir in einer Trauma-Schleife fest, oder leben wir wirklich?

“Möchte ich was von dir oder möchte ich dich?

Sehe ich dich oder geht es um das Gefühl, dass du in mir auslöst?”

Echte Beziehung

Das ist eigentlich einfach und schön: Beide geben sich hin in Fülle. Das Maximal-Prinzip. Ich gebe mich völlig hin und weiß, dass du dich völlig hingibst. Wir sind Geschenke füreinander.

Das basiert immer auf bedingungsloser Liebe und Annahme. Also ich habe die Skills für Liebe und Beziehung entwickelt und trainiert.

UnBeziehung

Wir sind in der Transaktion. Minimal-Prinzip. Wir haben unseren Kontostand. Ich nehme von dir, dafür gebe ich was. Alles gut justiert und jederzeit wird Buch geführt.

Warum tue ich das? Weil ich Vertrauen und Sicherheit nie erlebt habe. Das sind keine Beziehungsmuster, sondern Angstmuster. Wir sind im Gecko. Autopilot und Überlebensmodus. Wir wollen durch Buchhaltung eine künstliche Sicherheit schaffen.

Transaktionen sind die höchste Form von Vertrauen, die wir kennen und können. Und es ist eine gegenseitige Form der Benutzung. Es hat mit Beziehung nichts zu tun.

Princess-Treatment

“Ich will haben”, “ich will versorgt werden”, “ich habe das verdient”. Das gibt’s bei Guys and Girls.

Der Hintergrund ist noch tieferes und früheres Trauma als bei den UnBeziehungen. Hier stecke ich in einer inneren Haltung zwischen 3-5 Jahren fest. Ich suche Eltern, kein Gegenüber. Ich möchte versorgt werden, weil ich es als Kind nicht erlebt habe.

“Wenn ich mal richtig gerettet werde, dann wird alles gut, dann bin ich wertvoll”.

Das “ich will haben” kann dabei unterschiedliche Formen haben, ob Geld, Aufmerksamkeit, Schutz, Hilfe bei Problemen. Es geht darum, dass ich mich in eine schwierige Situation bringe (Drama) und dann möchte ich gerettet werden. So wie es Mama oder Papa tun sollten.

Der Kick kommt aus der Erwartung der Rettung. Wenn ich in (oft selbst erzeugten) Schwierigkeiten stecke, dann werde ich wach und lebendig. Dann melde ich mich und fordere “du musst mir doch helfen, weil ich klein und schwach und überfordert bin; ich bin das Opfer”.

Und wir helfen meist gerne, was es nur schlimmer macht. (siehe die Idee von “Toxic Charity”) Diese Menschen stecken in einem Suchtmuster fest. Wie bei jeder anderen externen emotionalen Regulierung auch. Echte Hilfe ist, dass wir ihnen aus der Suchtschleife raushelfen. Hilfe ist nie, den nächsten Schuss zu besorgen.

Diese Kontakte sind vollständig einseitig. Die andere Person interessiert mich nicht. Das ist nicht böse, sondern mein innerer Schmerz ist so groß, dass ich außer meinem Schmerz überhaupt nichts in der Welt sehe. Ich bin ein kleines verzweifeltes Kind, dass um Hilfe und Aufmerksamkeit schreit.

Das ist die Geschichte hinter Sexualisierung und anderen Objektifizierungen. Ich lebe in einer gespaltenen Identität. Ich stecke in meiner wahrgenommenen Wertlosigkeit fest und ein Teil von mir, will mir das ständig beweisen. Während ein anderer Teil denkt “wenn ich mal richtig gerettet werde, dann wird alles gut, dann bin ich wertvoll”.

Warum Geld so problematisch ist …

Also gerade bei Princess-Treatment kann es auch um Verwöhnen oder Versorgen gehen. “Ich möchte Geschenke und Geld von dir.” “Das habe ich verdient.” (Wir werden in einem anderen Blog sehen, dass das niemand wirklich glaubt, aber es eine funktionierende Rolle ist. Eine Ersatzhandlung und gleichzeitig Selbstbestrafung.)

Das ist jetzt in einer echten Beziehung völlig verständlich, aber Geld hat ein großes Problem. Es ist (außer in der Hingabe) ein Beziehungszerstörer. Warum?

Unbalance!

Nehmen wir mal ein einfaches Beispiel. Einen Chat-Kontakt. Stellen wir uns mal vor, die beiden schreiben jeden Tag 5 Minuten miteinander. Da wird es ein bisschen Schwankung geben, wer mehr schreibt, aber grob ist es 50:50.

So und jetzt möchte eine Seite (A) einen Gefallen tun und schenkt der anderen Seite (B) was. Das ist im Kern immer Geld und Geld ist komprimierte Zeit. Das ist auch das Thema bei der Einladung zum Abendessen. Es geht darum, dass plötzlich der Kontakt aus der Balance gerät. Während es vorher 50:50 war, ist es selbst nur bei wenigen Stunden komprimierter Zeit ein 95:5 für A. Und beide Seiten nehmen es auf unterschiedlichen Ebenen unterschiedlich wahr. Die Transaktion selbst wird für A bedeutungsvoller sein, weil A viel gibt. Der Inhalt ist wertvoll, die Transaktion kostet Zeit. A investiert sich. Sowohl innen als auch außen bekommt dadurch B mehr Bedeutung. B bekommt es schnell und kann es schnell ausgeben. Auf der Ebene der Transaktion bedeutet es für B wenig. Meist kurze Freude, aber eher ein Dopamin-Kick. Dafür wird es auf der Schuld-Ebene (da wo der Kontostand läuft) stark wahrgenommen. Das belastet den Kontakt. Es sei denn, ich kann was zurückgeben. In der Transaktion wird es also einen Ansporn geben, zurückzugeben. Im Princess-Treatment gibt es da kein Chance zu. Ich sehe mich selbst nicht in der Lage zu geben. Ich bin das hilflose Kind. Ich fühle mich beschenkt und gleichzeitig entfremdet, weil das Gefälle sich immer weiter verschiebt. Eine Form der Selbstbestrafung. Ich erlaube mir Nähe nicht. Manchmal verkaufe ich die Chance auf Nähe für einen winzig kleinen Kick.

Dann haben wir noch eine weitere Unbalance bei Transaktionen: Wenn die Umrechnung Geld zu Zeit für beide unterschiedlich ist. Nehmen wir zwei Freundinnen. Für die eine (A) sind 100€ eine Stunde Zeit, für die andere (B) sind 20€ eine Stunde Zeit. Wenn A jetzt 1h gibt, dann muss B 5h geben, um die Beziehung wieder in Balance zu bringen. Da geht es um die emotionale Perspektive. Und B ist stark benachteiligt. Wenn B was von A bekommt, dann rechnet sie in ihrer internen Einheit. Sie fühlt sich arg beschenkt, aber gleichzeitig arg unter Druck gesetzt. Während A leichter gibt, aber wenn A nur eine Stunde von B bekommen würde, dann denkt A “ah, B ist gar nicht an mir interessiert”.

Auch da kann die Entfremdung schneller gehen, als man denkt.

Und es sind meistens die, die (emotional) aussteigen, die im Defizit sind. Ich kann nie in einer Beziehung sein, wenn ich abhängig bin, wenn ich nichts zu geben habe. Ich kündige, wenn ich nur 0,1% zu 99,9% bieten kann.

Das ist ein großes Problem bei frühen Geschenken. Wenn ich bei 5 Minuten am Tag, plötzlich 2, 3 oder gar 4 Stunden verschenke, dann ist das für die andere Person nicht aufzuholen. Nicht über die Kontaktform. Denn wenn ihr mehr schreibt, dann schreibt ihr beide mehr. Also die Schulden bleiben.

Und bei all dem ist völlig egal, was unsere Ratio (unser Neocortex) sagt. Hier zählt das Gefühl, ob Beziehung oder Abhängigkeit entstehen kann.

Und ja, in der Hingabe ist das kein großes Thema, weil eben beide alles geben. Da gehört die Zeit einander. Da fühle ich anders. Aber soweit muss man erst mal kommen.

Sehen, nicht bewerten oder urteilen

“Egal wo du bist, du bist wundervoll.”

  • Echte Beziehung entspricht einer emotionalen Reife von >10 Jahren.
  • UnBeziehungen sind eine emotionale Reife von 7-10 Jahren
  • Princess-Treatment ist eine emotionale Reife <7 Jahre.

Und jetzt kommt es: Das ist völlig okay. Es ist was es ist. Es wurde mit dir gemacht und es ist deine Geschichte.

Das du nichts anderes gelernt hast, ist nicht dein Fehler. Du bist trotzdem wundervoll.

Dennoch hast du ab jetzt die Verpflichtung und Verantwortung das zu ändern. Bisher hast du es nicht besser gewusst. Aber jetzt kennst du eine Alternative.

Es geht nur um dich. Du bist wertvoll.

Eine Sache ist dabei am Wichtigsten: Es geht dabei die ganze Zeit um dich. Es sind Methoden der Selbstverletzung. Du beraubst dich der Hoffnung und Gelegenheit zu heilen, zu wachsen, dich zu verbinden.

Diese Mechanismen halten dich im Schmerz. In der endlosen Verletzung deiner Grundbedürfnisse. Denn deine echten Grundbedürfnisse werden nur in echter Begegnung und Verbundenheit gestillt.

Nur weil du vor vielen Jahren so verletzt wurdest sagt dein Weltbild und die Glaubenssätze: Ich verdiene das, also wiederholen wir das für den Rest unseres Lebens.

Das wäre doch schade.

Also schau in den Spiegel. Halte die Wahrheit kurz aus. Und dann darfst du frei werden.

Der nächste Schritt?

Alles hier ist mega kurz und knapp. Nur eine Skizze. Aber es kann dein Startpunkt für eine Reise sein.

“Weil du jederzeit Ablehnung und Verrat fürchtest, also begehst du den Verrat zuerst, damit du wenigstens Kontrolle hast.”

Bis jetzt wirst du vor echter Begegnung geflüchtet sein. Du wirst Menschen, die dir wirklich begegnen wollen verletzen, verraten, blockieren, ignorieren und auf Abstand halten. Echte Nähe macht dir Angst, weil du jederzeit Ablehnung und Verrat fürchtest, also begehst du den Verrat zuerst, damit du wenigstens Kontrolle hast. Kontrolle ist der schale Ersatz für Selbstbestimmung und Sicherheit. Zwei unserer Grundbedürfnisse.

Die Liste von Namen in meinem Herzen, die sich selbst bestrafen und echte Begegnung und Beziehung nicht erlauben ist lang. Viel zu lang. Und vermutlich gehörst du dazu.

“Was hindert dich daran, dir die Erlaubnis zu geben, wirklich lebendig zu sein?”

Und dein Sexualisierung oder welche Rollen du auch immer spielst (Erfolg, Macht, Schönheit, Intelligenz, Witz aber auch Opfer) sind dein Ersatz für Selbstwert.

Also raus aus dem Ersatz und rein in echte Sicherheit, Selbstwert und Selbstbestimmung.

Schokokeks

“Hamsterrad”

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Comments

2 responses to “Beziehungs-Typen verstehen”

  1. Very well presented. Every quote was awesome and thanks for sharing the content. Keep sharing and keep motivating others.

  2. […] den Beziehungs-Typen haben wir das Princess-Treatment kennengelernt. Und es geht nicht darum, jemanden zu verurteilen, […]

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