Schokokeks

Der Schokokeks (Liebe lernen)

Alle wollen einen Schokokeks.

Aber 98 % der Menschen haben den Mund zugenäht bekommen.
Irgendwann, ganz früh.

Trotzdem wollen sie einen Schokokeks essen – aber sie wissen gar nicht, wie das geht.


Also tun sie so.
Sie reden über Schokokekse, schauen sich Bilder in Backbüchern oder auf TikTok an, folgen ihrer Lieblingsbäckerei auf Instagram.
Sie vergleichen Marken, sehen Filme über Schokokekse, lesen Bücher, hören Songs.

Sie schwärmen, sie träumen, sie tun so, als wären sie Schokokeks-Experten.

Manche krümeln sich sogar ein Stück echten Keks in die Nase, nur um etwas zu spüren.

Aber sie essen nicht.
Sie schmecken nicht.
Es ist nur Theater.

Täuschung für sich selbst – und für alle anderen.

Und das wird vertraut. Sogar angenehm. Der vertraute Schmerz und Frust. Wir stecken in einer Opferrolle, weil wir dann keine Verantwortung übernehmen müssen.
Wir sind halt so.
Das Leben ist halt so.
Was sollen wir denn ändern?
Über andere Sorten reden?

Das Coping Deadlock.


Dann kommen wir – und bieten dir einen echten Schokokeks an.

Nicht drüber reden, sondern schmecken.
Erleben.
Endlich.

Doch dafür musst du zuerst etwas tun: die Naht entfernen.

Wir haben alles da – Schere, Spiegel, Zeit und Verständnis.
Und es dauert nicht lang.
Vielleicht 10, vielleicht 30Sekunden.

Das war’s schon.
Aber niemand kann das für dich tun.
Das ist dein Job.


Und warum solltest du es nicht tun, wo du dich dein ganzes Leben lang nach Schokokeksen gesehnt hast?

Es sind genau diese 30 Sekunden.
Der zugenähte Mund hat dich dein ganzes Leben lang eingeschränkt.
Du hast so darunter gelitten.
Und du hast so viel Aufwand betrieben, um diese Schwäche zu verstecken.

Nur 30 Sekunden, um es zu heilen – nach all den hundert oder tausend Stunden der Maskerade?

Wie dumm muss man sein, um sowas zu tun?

Nein.
Du bist nicht dumm.
Du konntest es nur nicht sehen.


Von Anfang an dachtest du, dass du falsch und kaputt bist.
Dass du der Einzige bist, dessen Mund nicht funktioniert.

Du dachtest, du bist der Fehler.
Alle anderen sind okay – nur du bist falsch, überflüssig, nicht liebenswert.

Das war dein Weltbild.
Und darin hast du alles richtig gemacht.

Was in diesem Bild fehlt, ist, dass es ein Fremdeingriff war.
Nicht dein Mund ist falsch – da ist nur diese Naht.

Und was ebenfalls fehlt: 98 % haben denselben Mund.
Alle spielen Theater.
Alle versuchen mit aller Kraft, ihre Unzulänglichkeit zu verstecken.

Darin sind wir alle gleich.


Und die 2 %, die wirklich essen können, kommen gar nicht auf die Idee, dass die anderen nur so tun.
Warum auch?

Die Ironie ist: Wir könnten uns so leicht begegnen, wenn wir dieses große Geheimnis voneinander wüssten.

Und die Entfernung der Naht ist leicht – wenn wir bereit sind, sie zu lösen.

Aber solange wir uns selbst und einander betrügen, versteht niemand, was wirklich los ist.


Wie lösen wir das?
Indem wir wirklich hinschauen.

Wenn wir anfangen, uns selbst und einander wirklich zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren.

Das ist der erste Schritt in die Begegnung.

Denn wenn die Scham weicht und wir uns nicht mehr selbst verurteilen, kann der Selbstbetrug aufhören.

Dann entfernen wir die Naht und knabbern das erste Mal an einem Schokokeks.
Endlich.


Solange unsere Gedanken nur darum kreisen, wie wir unseren Fehler vor der Welt verstecken, sind wir zu beschäftigt, um überhaupt etwas zu sehen.


Ja – du bist für Schokokekse gemacht.
Du bist für Liebe und Beziehung gebaut.

Aber da ist diese Naht, die dich hindert.

Und noch mehr hindert dich der Gedanke, dass du der Einzige bist, der diesen Fehler hat.

Du denkst, du bist falsch.
Aber du wurdest nur verändert.
Das war nicht deine Entscheidung.

Und du kannst dich zurückbauen.
Diese kleine Reparatur dauert weniger lang, als all das Theater, das du dir und der Welt vorspielst.

Wenn die Naht erst weg ist – dieser kurze Moment aus Scham, Erkenntnis, Mut und Freude – dann kannst du jeden Tag einen Schokokeks genießen.

Mühelos.

Und du wirst dich fragen, warum du 95 % deiner Energie in das So-tun-als-ob gesteckt hast.

Aber du fragst dich das – mit einem Schokokeks im Mund.

Comments

3 responses to “Schokokeks”

  1. Iris Avatar

    💖💖💖

  2. Sabrina Avatar
    Sabrina

    🍪❤️

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